Wenige Wochen ist es her, dass im Harz ein Waldbrand ausgebrochen war. Unter den Einsatzkräften, die sich den Flammen stellten, waren auch Feuerwehrkräfte aus Goslar.
Die Alarmierung erfolgte mitten in der Nacht von Freitag auf Samstag: Der Waldbrand am Brocken hat ein Ausmaß erreicht, das den Einsatz von Spezialeinheiten erfordert. 20 speziell ausgebildete Feuerwehrkameraden aus den Landkreisen Göttingen und Goslar rückten aus, um bei den Löscharbeiten beim Feuer im Nationalpark Harz zu unterstützen – unter ihnen Kameraden aus dem Stadtgebiet Goslar: Einsatzkräfte der zentralen Landeseinheit zur Vegetationsbrandbekämpfung GFFF-V.
GFFF-V steht für „Ground Forest Fire Fighting using Vehicles“, zu deutsch: „Bodengebundene Vegetationsbrandbekämpfung unter Einbeziehung von Löschfahrzeugen“. Ihr Zweck ist es, bei Großschadensereignissen wie beispielsweise einem Waldbrand die lokalen Feuerwehr-kräfte vor Ort zu unterstützen. Die Einheiten verfügen über extra ausgerüstete Fahrzeuge, die auch in schwer zugänglichem Gelände einsatzfähig sind. Außerdem sind die Einsatzkräfte selbst entsprechend ausgebildet. Neben einer guten körperlichen Fitness, sowie Ausbildungsmodulen zu den Themen „Vegetationsbrandbekämpfung“ und „Auslands-einsatz“ müssen sie mindestens über die Befähigung zum Atemschutzgeräteträger verfügen und Englischkenntnisse aufweisen. Denn im Ernstfall reicht ihr Einsatzradius weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus.
Aufgeteilt ist die Landeseinheit in derzeit vier Einheiten. Eine Einheit wird jeweils durch zwei Landkreise gestellt, hier Göttingen und Goslar. Das Land Niedersachsen ermöglicht es den Gemeinden so, die Fahrzeuge und das Material auch im kommunalen Einsatzgeschehen nutzen zu können.
Eine Einheit besteht dabei aus einem Kommandowagen (KdoW GFFF-V), vier geländegängigen Tanklöschfahrzeugen (CCFM 3000 „Niedersachsen“) mit je 3.500l Wasser an Bord und einem Gerätewagen (GW GFFF-V).
Die Fahrzeuge aus der Einheit 2 sind neben dem Standort Goslar in Rhüden, Bad Harzburg, Elbingerode, Bad Grund und Bad Lauterberg stationiert.
„Der Einsatz bei einem Waldbrand unterscheidet sich deutlich zum Szenario eines Wohnungsbrands“, berichtet der stellvertretende Zugführer Christian Leipelt. Aufgrund der Größe des betroffenen Gebietes und der besonderen Gefahren, die ein solches Ereignis birgt, folgen die Brandbekämpfung und die Gewährleistung der eigenen Sicherheit für die Katastrophenschützer besonderen Einsatzregeln.
So muss beispielsweise stetig die gesamte Einsatzstelle im Blick behalten werden, da sich ein Waldbrand insbesondere aufgrund von sich ändernden Faktoren wie Windstärke- und Richtung dynamisch entwickeln kann. Ankerpunkte, von denen sich ein Löschangriff entwickelt, gilt es besonders abzusichern. Die Kommunikation der Einheiten untereinander muss über große Distanzen hinweg funktionieren. Ebenso müssen alle Einsatzkräfte wissen, wie bei Gefahr auch ein geordneter Rückzug – falls erforderlich – abzulaufen hat. Schließlich gehen die Brandschützer in einem solchen Szenario erhebliche Risiken ein.
Die erste Nacht verbrachten die niedersächsischen Brandschützer vor allem mit der Zufuhr von Wasser für die Aufrechterhaltung der Versorgung von Kreisregnern (große Sprinkleranlagen). Mit diesen sollten noch nicht verbrannte Waldgebiete durchwässert werden, um dem Feuer die Ausbreitung zu erschweren. „Wir haben mit unseren Tanklöschfahrzeugen nahezu 130.000 Liter Wasser zu den Einsatzstellen transportiert“, berichtet Christian Leipelt. Im weiteren Tagesverlauf kamen dann auch Bodenkräfte der Einheit zum Einsatz, die in dem schwer zugänglichen Gelände den Brand bekämpft haben. Bis um 18 Uhr, also rund 18 Stunden habe der Einsatz am Samstag gedauert – Rückfahrt Nachbereitung der Einsatzmittel nicht eingerechnet. Eine gewaltige Leistung – aber damit nicht genug. Auf Anfrage der Einsatzleitung meldete sich der gesamte Zug, den Einsatz auch am Sonntag fortzusetzen. Entsprechend kurz war die Erholung – schon am Sonntag um 7 Uhr in der Frühe ging der Einsatz weiter.
Der Einsatzort lag erneut etwa drei Kilometer westlich von Schierke. Jeder mit einem Schlauchelement auf dem Rücken kämpften die Kameraden sich die Steigung hinauf, um die Leitungen für das Löschwasser zu legen. Nachdem die Schlauchverbindungen installiert waren, wurde von den Fahrzeugpumpen das Löschwasser etwa 300 m hangaufwärts zur Einsatzstelle gepumpt, um von dort den Brand zu bekämpfen. Insgesamt ein Einsatz, der Mensch und Material so ziemlich alles abverlangt hat.
Am Ende war es dann geschafft. Der Waldbrand konnte dank der enormen Einsatzbereitschaft der vielen beteiligten Brandschützer unter Kontrolle gebracht werden. Aufatmen bei den Einsatzkräften, die großartige Leistungen erbracht haben. Und auch wenn zum Wochenstart der Regen half, etwaig noch bestehende Glutnester im Unterholz zu entschärfen: „Dieser Brand wurde maßgeblich von Menschen gelöscht – und nicht vom Regen“, sagt Christian Leipelt, mit berechtigtem Stolz auf seine Kameradinnen und Kameraden.
Als bürgerlicher Zivilist kann man da nur sagen: Danke, ihr Helden von der Feuerwehr. Gut, dass es euch gibt!
Pressemitteilung Stadt Seesen