Am vergangenen Sonnabend (17.10.2009) probte die Kreisfeuerwehrbereitschaft Sondereinsatz/Gefahrgut mit mehr als 120 Einsatzkräften aus den Feuerwehren des Landkieses Goslar den Ernstfall. Unter der Leitung des Bereitschaftsführers Thomas Schmalz aus Bad Harzburg galt es auf dem Firmengelände des Harzer Grauhof Brunnens ein ausgearbeitetes Übungsszenario abzuarbeiten.
Die Lage: Bei Ladearbeiten verrutschte ein Behälter mit 1000 Litern Salpetersäure von der Gabel eines Staplers. Unter dem Behältnis wurde eine Stahlflasche begraben. An kleinen Leckagen trat Säure aus und beschädigte die Stahlflasche. Aufgrund der angenommenen Reaktion entstanden giftige Dämpfe, die sich in das angrenzende Gefahrgutlager ausbreiteten. Darüber hinaus wurde eine Rohrleitung beschädigt. Durch den Unfall wurden zwei Personen im unmittelbaren Gefahrenbereich verletzt. Eine weitere Person ist bei Arbeiten am Gebäude in der näheren Umgebung den Schadstoffen ausgesetzt. Weitere Gefahrstoffe in verschiedene Gebinden waren in der Halle vorzufinden.
Der Einsatz: Gegen 07.30 Uhr wurde die Feuerwehr Hahndorf als örtlich zuständige Feuerwehr zu einer technischen Hilfeleistung alarmiert. Nach einer ersten Erkundung stellte der Einsatzleiter einen Gefahrguteinsatz fest. Spezialkräfte wurden angefordert. Umgehend setzte sich die just an der Feuerwehrtechnischen Zentrale befindliche Kreisfeuerwehrbereitschaft mit ihren fünf Einsatzzügen in Bewegung. Vor Ort wurden in Grauhof die Züge in Ihre Abschnitte aufgeteilt. Von zwei Seiten arbeiteten die Einsatzkräfte in Chemikalienschutzanzügen die Übungslage ab. Die verletzten Personen konnten gerettet und der weitere Austritt der Salpetersäure im Bereich des Gabelstaplers verhindert werden. Parallel arbeiteten die Kräfte die Schadenslage im Gefahrgutlager ab. Zu der geborstenen Rohrleitung waren zusätzlich Behälter mit Essigsäure und Natronlauge zu sichern. Eine sehr anstrengende und zeitintensive Arbeit. Galt es doch, die bereits ausgetretenen Stoffe vor dem Einlaufen in die Kanalisation aufzufangen und aus den leckgeschlagenen Behältnissen umzupumpen.
Das Fazit: Übungen dienen die in der Standortausbildung erworbenen Kenntnisse in einer Bündelung verschiedener Einsatzeinheiten zu vertiefen. Einsätze mit gefährlichen Stoffen gehören stets zu den umfangreichsten Aufgaben der Feuerwehren. Die physische und psychische Belastung als eingesetzter Feuerwehrmann unter einem Chemikalienschutzanzug ist enorm. Dazu gehört nicht nur der hohe Anstieg der eigenen Körpertemperatur in den von der Außenwelt fast abgeschnittenen Anzügen. Eine engmaschige Atemschutzüberwachung, die Dekontamination der Einsatzkräfte durch Fachpersonal und die stete Kommunikation sind unablässig. Hinzu kommt die Führung solcher Einheiten im Schadenfall. Bis zum Übungsende waren schlichtweg alle Einsatzkräfte in ihren Tätigkeiten konzentriert beschäftigt. Dies machte eine intensive Ausarbeitung des Szenarios ersichtlich. Während der Übung und zum Abschluss sorgte der Versorgungszug für eine ausreichende Verpflegung.
Hintergrund: Die Kreisfeuerwehrbereitschaft Sondereinsatz/Gefahrgut besteht seit vielen Jahren. Die fünf Fachzüge gliedern sich in zwei Einsatzzüge (Zug 1: Feuerwehren Goslar, Langelsheim und Seesen; Zug 2: Braunlage, Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg), einem Zug für Sondergerät (verschiedene Wechselabrollbehälter der Feuerwehrtechnischen Zentrale) und dem Dekontaminationszug (bestehend aus Einsatzkräften der Feuerwehren Bredelem und Ostharingen). Die Versorgung stellt eine Versorgungszug sicher. Die Feuerwehr Goslar ist mit einer Löschgruppe 1/8 und einem Löschgruppenfahrzeug LF 16/12 vertreten. Stellvertretender Zugführer des ersten Zuges ist der Goslarer Jens Schur.
Bilder von der Übung finden Sie hier!