Datum: 22. Juni 2025 um 18:08 Uhr
Einsatzart: Waldbrand
Einheiten und Fahrzeuge:
- ELW 1, KdoW-BvD, TLF 3000, GW-L 2, TLF 24/50, LF 20/16, LF 10, GW-Technik, Kdow, Kdow-StBM, MTF, Telelader
Einsatzbericht:
In der heißen Frühsommerwoche Ende Juni 2025 wurde die Feuerwehren Goslar und Langelsheim vor eine große Herausforderung gestellt: Ein ausgedehnter Waldbrand am Steinberg forderte über Tage hinweg den Einsatz hunderter Kräfte aus Stadt und Landkreis Goslar sowie weit darüber hinaus.
Sonntag, 22. Juni 2025 – Ausbruch und erste Maßnahmen
Um 17:56 Uhr erfolgte die Erstalarmierung mit dem Stichwort B Wald 2. Bereits kurz darauf erreichten die ersten Kräfte den Bereich am Steinbergturm. Beim Eintreffen am unteren Waldweg zeigte sich bereits eine über 1000 Quadratmeter große Flammenfront, die den Weg übersprungen hatte und sich mit großer Geschwindigkeit hangaufwärts fraß. Der erste Eindruck ließ zunächst auf ein einzelnes Feuer schließen, doch rasch wurde klar: Es handelte sich lediglich um den kleineren von zwei Brandherden. Ein zweiter, deutlich größerer Brand entwickelte sich weiter oben am Hang – später sollten sich beide zu einem einzigen, großflächigen Feuer vereinigen.
Die Ausbreitung wurde maßgeblich durch die trockene Vegetation und den auffrischenden Wind beschleunigt. Die enorme Hitze in Verbindung mit starken Böen ließ das Feuer in kürzester Zeit über große Flächen greifen. Eine massive Rauchentwicklung war rasch über das Stadtgebiet hinaus sichtbar. Drohnenteams aus Seesen, Bad Harzburg und Salzgitter wurden zur Lageerkundung angefordert.
Zur Bekämpfung der Flammen wurde unverzüglich eine Wasserentnahmestelle am Hüttenweg eingerichtet. Tanklöschfahrzeuge pendelten im Minutentakt. Gleichzeitig wurde die Einsatzstelle in Abschnitte gegliedert, um das Gelände taktisch effizient bearbeiten zu können. Waldbrand-TLFs aus Bündheim und Rhüden sowie spezialisierte Einheiten der Kreisfeuerwehrbereitschaft und des Waldbrandteams e.V. trafen ein. Letztere unterstützten fortwährend mit fachkundiger Beratung im Stab sowie im Feld.
Stadtbrandmeister Christian Hellmeiner entschied, den Einsatz stabsmäßig zu führen. Durch diese umfassende Einsatzkoordination durch den in der Feuerwehr Goslar bis zum Freitag eingesetzten Stab konnte die Einsatzleitung ökonomisch strukturiert werden.
Gegen Abend wurde auf dem unteren Steinbergparkplatz ein erster Brückenkopf eingerichtet. Hier entstand das mobile Lagezentrum – bestehend aus Zelten, Lichtmasten, Dieselversorgung, Logistikzelten und der Führungsstruktur. Das Deutsche Rote Kreuz übernahm die Versorgung der Einsatzkräfte.
Mit Einbruch der Dunkelheit wurde das ganze Ausmaß des Brandes erstmals wirklich sichtbar. Vom oberen Steinbergparkplatz aus konnte man die Flammen beobachten, wie sie sich – vom Wind weiter angefacht – über den Bergkamm hinwegfraßen. Das Schauspiel war faszinierend, zugleich respektgebietend. Der Wind drehte erneut, dichter Rauch zog über den Standort der Einsatzleitung. Die Sicht wurde derart eingeschränkt, dass auch der obere Parkplatz zeitweise aufgegeben werden musste. In diesem Moment war der Brand nicht nur sichtbar, sondern auch im gesamten Stadtgebiet von Goslar und laut Zeugenberichten sogar bis Bad Harzburg deutlich zu riechen. Der Wald stand in Flammen – mit einer Wucht, die spätestens ab diesem Zeitpunkt erahnen ließ, dass sich die Löscharbeiten noch lange hinziehen würden.
Montag, 23. Juni 2025 – Gliederung und massiver Kräfteeinsatz
23. Juni 2025 – Struktur, Stabilisierung, intensive Brandbekämpfung
In den Morgenstunden des Montags zeigte sich das Feuer durch eine veränderte Windrichtung erneut aktiv. Obwohl keine großflächige Brandausbreitung mehr zu verzeichnen war – ein positiver Effekt der gestiegenen Luftfeuchtigkeit und etwas gemäßigteren Temperaturen im Vergleich zum Vortag – blieben der starke und vor allem drehende Wind ein erheblicher Unsicherheitsfaktor. Besonders am Nachmittag traten teils stürmische Böen auf, die den Löschangriff erschwerten und eine ständige Lageanpassung notwendig machten.
Zwei intensive Brandherde konnten durch gezielte Abwürfe aus der Luft eingedämmt werden. Dabei kamen zwei Löschhubschrauber zum Einsatz. Das Löschflugzeug „Hexe 1“ des Landkreises Harz konnte witterungsbedingt nur noch eingeschränkt starten – der zunehmende Wind machte weitere Einsätze unmöglich. Parallel dazu lieferten Drohnen mit Wärme- und Sichtbildkamera laufend Lagebilder, um Glutnester zu erkennen und Prioritäten für die Bekämpfung festzulegen.
Die Einsatzstelle wurde ab diesem Tag in zwei Hauptabschnitte gegliedert. In Einsatzabschnitt 1 (EA1) lag der Schwerpunkt auf der direkten Brandbekämpfung am Boden, unter anderem mit D-Rohren, unterstützt durch das Großtanklöschfahrzeug (GTLF), das Netzmittel einsetzte. In Einsatzabschnitt 2 (EA2) konzentrierten sich Spezialtrupps und GFFF-V-Einheiten auf die linke und rechte Flanke. Hier kamen erstmals großflächig Handwerkzeuge wie Gorguis, Löschrucksäcke und Schlauchtrupps mit D-Rohren zum Einsatz, um schwer erreichbare Glutnester gezielt abzuarbeiten.
Zur effektiven Brandbekämpfung wurde die Wasserversorgung entscheidend ausgebaut. Eine Förderleitung wurde aus dem Granestausee zur Einsatzstelle gelegt, wodurch die Versorgung über große Strecken sichergestellt werden konnte. Parallel dazu blieb der Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen bestehen, um besonders entlegene oder steile Bereiche zu erreichen. Der Einsatz von Kreisregnern wurde deutlich ausgeweitet, um großflächig die Bodentemperaturen zu senken und ein erneutes Aufflammen zu verhindern.
Auch die Logistik wuchs mit der Lage: Neben der zentralen Versorgung mit warmem Essen, Getränken und sanitären Einrichtungen wurde nun auch die Tanklogistik für Fahrzeuge und Hubschrauber organisiert. Eine zentrale Pressekonferenz in Goslar informierte die Öffentlichkeit über das Ausmaß des Brandes und die laufenden Maßnahmen.
Die eingesetzte Personalstärke belief sich an diesem Tag auf rund 310 Kräfte – ein Niveau, das in den folgenden Tagen beibehalten werden sollte. Die Lage war noch angespannt, aber unter Kontrolle – und das Fundament für die kommenden Tage war gelegt.
Dienstag, 24. Juni 2025 – Kontrolle und gezielte Brandbekämpfung
Die Drohnenteams entdeckten in den Morgenstunden neue Spotfeuer an der rechten Flanke. Die Bergwacht wurde zur Erkundung und zum Materialtransport hinzugezogen. THW-Einheiten verstärkten die Wasserversorgung mit Pumpen und Stromerzeugern.
Am Mittag wurde die Vegetationsbrand-Komponente mit Gorgui-Werkzeugen eingesetzt. Unterstützt durch mehrere Hubschrauber und systematisch geplante Wasserabwürfe wurden kritische Hotspots bekämpft. Parallel dazu liefen Nachlöscharbeiten mit großem Personalaufwand, insbesondere entlang der Südwestflanke.
Die Luftunterstützung – insbesondere durch den Hubschrauber „Hexe 1“ – spielte eine zentrale Rolle bei der gezielten Bekämpfung schwer zugänglicher Glutnester. Drohnen unterstützten bei der punktgenauen Zielerfassung.
Mittwoch, 25. Juni 2025 – Stabilisierende Maßnahmen
In den frühen Morgenstunden wurden Glutnester mit Hilfe von Wärmebildkameras lokalisiert und gezielt abgelöscht. 30 Einsatzkräfte des Wassertransportzuges aus Gifhorn verstärkten die Mannschaften. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen GFFF-V-Einheiten und der Bergwacht ermöglichte eine gezielte Brandbekämpfung in schwierigem Gelände.
Drohnenbilder bestätigten am Mittag eine weitgehend stabile Lage. Dennoch blieb die Aufmerksamkeit hoch, um ein Wiederaufflammen zu verhindern. Für hochauslösende aussagekräftige Fotos kam eine Großdrohne zum Einsatz, welche uns der Landkreis Harz zur Verfügung stellte.
Donnerstag, 26. Juni 2025 – Rückbau und Wetterwarnung
In der Nacht kam es zu Pumpenausfällen, was die Versorgung der Kreisregner zunächst unterbrach. Ersatz wurde organisiert, und der Betrieb konnte wieder aufgenommen werden. Ab 06:00 Uhr trafen frische Kräfte aus Hildesheim und dem Landkreis Harz ein.
Mit Blick auf eine erwartete Unwetterfront begannen die Planungen zum Rückbau der festen Wasserleitungen. Eine präzise Koordination mit dem Forst, dem THW und dem Waldbrandteam war entscheidend, um die Übergabe an kleinere Einheiten und die Beendigung der Großlage einzuleiten.
Freitag, 27. Juni 2025 – Aufräumarbeiten und noch kein Einsatzende
Der Freitag stand ganz im Zeichen der Nachbereitung. Elf Einheiten arbeiteten parallel am Rückbau: Löschschläuche, Material und Technik wurden zurückgebaut. Mit ATV, Drohne und Pickups wurden letzte Glutnester ausfindig gemacht. Die Drohnengruppe Lengde unterstützte nochmals mit einer präzisen Luftaufklärung.
Am späten Nachmittag wurden die letzten überörtlichen Kräfte aus dem Einsatz entlassen.
Feuer aus konnte bis heute ( 03.07.25 ) nicht abschließend gemeldet werden. Noch immer sind täglich einige Kräfte in der Fläche und gehen gegen letzte Glutnester vor.
Ein großer Dank gilt allen Beteiligten, die mit Ausdauer, Umsicht und Professionalität über sechs Tage hinweg zum Erfolg dieses fordernden Einsatzes beigetragen haben.









































